Unermessliche Weite – „nur meer“

 

eine Ausstellung von Skadi Engeln in Berlin
Interview von Ingrid Wittig, Journalistin-Kultur

Skadi Engeln positioniert sich über ihre Bilder durch Klarheit und Reinheit.
Die Gemälde haben ihre Herkunft in der Erinnerung an Blicke über Meereslandschaften bis zum Horizont, scheinen aber  weit darüber hinaus zu reichen. Ihre Bilder wirken wie offene Räume, die aus sich heraus atmen und keiner zeitgeschichtlichen Rechtfertigung bedürfen .

Skadi Engeln hat sich freundlicherweise bereit erklärt, der EpochTimes in der Galerie „Kunstschwimmer“ einige Fragen zu beantworten:

Mit welchen Mal-Techniken entstehen Ihre Bilder?
Ich arbeite auf Papier mit Eitempera und Kreiden, die man mit Wasser vermischen kann, so  habe ich Fläche und Struktur zur Verfügung. Eitempera gibt mir wie Öl die Möglichkeit, Farbtiefe zu erreichen. Mit Acrylfarben erhalte ich eine größere Flächigkeit.

Auf welche Themen in der Malerei konzentrieren Sie sich besonders ?
Seit vielen Jahren konzentriere ich mich auf Landschaften. Ich begreife sie als freie Kompositionen, die der Schwerkraft unterliegen. Das Meer zählt für mich () zur Landschaft. Die Auflösungs- und Zusammensetzungsprozesse der Landschaft sind für mich spannend in meinem Schaffensprozess. Gerade in ihren Übergängen z.B. beim Wetterwechsel oder Sonnenuntergang oder  beim Übergang von Tag zur Nacht, entwickelt die Landschaft  ihre größte Schönheit durch das unterschiedliche Licht und die Bewegungen.

Ist Meer für Sie etwas Unendliches?
Wenn man Landschaften  vergleicht ist der Horizont des Meeres am weitesten, der Horizont löst sich immer wieder auf, aber die Begrenzung zwischen oben und unten erscheint durchlässig, bleibt aber trotzdem bestehen. Für mich sind die Begriffe Endlichkeit und Unendlichkeit etwas Unbegreifliches. Der Horizont erscheint schon unendlich und dann erstreckt sich noch ein Weltraum dahinter und hinter den Wolken. Räume hinter Räumen. Damit beschäftige ich mich.

Warum haben Menschen auf Ihren Meeresbildern  keinen Platz erhalten ?
In der Vergangenheit habe ich auch Porträts gemalt. Beim Thema dieser Ausstellung liegt meine Konzentration auf  Meer und Himmel. Die Menschen kommen als Betrachter selbst vor. Deshalb male ich sie nicht. Weitere Menschen im Bild würden den Blick in die Weite irritieren, ihn ablenken.
Mit den zwei große Meeresbilder auf Leinwand hatte ich begonnen mich mit dem Meer auseinanderzusetzen. Mit dem Angebot dieser Ausstellung habe ich beschlossen, das Thema zu vertiefen. Die Arbeiten auf Papier sind also direkt für diese Ausstellung entstanden.

Sitzen Sie beim Malen am Meer ?
Ich reise viel und fotografiere. Die Landschaft nehme ich dadurch sehr intensiv war. Es sind Beobachtungen und Eindrücke, die mich inspirieren, aber auch bereits Gemaltes, das ich in den beobachteten Landschaften wieder finde . Danach arbeite ich vorwiegend im Atelier. Eindrücke, Spuren von unterschiedlichen Landschaftserlebnissen finden sich in den Bildern wieder, vermischen sich miteinender, oder es entsteht etwas, was ich tatsächlich so umfassend wie auf dem Bild zuvor in einer Landschaft habe beobachten können. Ich denke, ich kann von einem Dreiecksverhältnis zwischen den Bildern, den Landschaften und mir sprechen und einer gegenseitigen Wechselwirkung.

Warum haben Sie auf Ihren in der Ausstellung gezeigten Bildern vorwiegend nur Blautöne eingesetzt ?
Es gibt durchaus Bilder zum Thema „Meer“ wo ich auch andere Farben verwendet habe. Durch die Reduktion auf die Farbgebung blau in der Ausstellung wird das Thema deutlicher.  Die Konzentration auf den Horizont wird erhöht. Die Zusammenstellung der Bilder für diese Ausstellung habe ich aus diesem Grund so gewählt.

Spielt die Sonne in Ihren Bildern eine Rolle?

Natürlich. Sie ist unsere Lichtspenderin und ein Synonym für Geist, Wahrheit und Klarheit aber sie ist auch gefährlich, weil sie uns verbrennen kann. Deshalb reflektiert sie sich auf meinen Bildern indirekt.

Welche Pläne haben Sie in der nächsten Zeit ?
Meine Nahziele sind das Thema „Meer“ weiter zu vertiefen. Außerdem ist die Teilnahme an der Berliner Liste 2010 geplant. Den Katalog, an dem ich arbeite, möchte ich zur Berliner Liste und zur Finissage hier im Kunstschwimmer am 27.10.2010 vorstellen.

Galerie „ Kunstschwimmer,“ 10119 Berlin, Chorinerstraße 72

Meer
Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

wenn man des Sand sögen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen
nur Meer

Erich Fried